Porträt Anja L

Bildungsurlaub auf Sylt mit Anja L.


Anja L.

Wer bist du, Anja?

Isa: Liebe Anja, erzähl doch mal kurz etwas über dich, damit wir wissen, über welchen Menschen wir hier etwas lesen dürfen.


Anja: Ich bin bald 61 Jahre alt, war 20 Jahre in der Jugendberufshilfe tätig und habe in ganz unterschiedlichen Bereichen als Pädagogin gearbeitet. Seit mein Sohn größer ist, mache ich viele verrückte Sachen. Ich selbst finde sie gar nicht so verrückt. Aber zurück zu meiner Berufstätigkeit: ich habe in ganz unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Als 16-Jährige im Knast geholfen, später in Nizza studiert. War Deutschlehrerin, an der Cote d'Azur, Matrosin auf einem Binnenschiff, Saunameisterin, habe Geflüchteten den Einstieg nach Deutschland erleichtert und lange als Taxifahrerin in Nachtschicht gearbeitet. Auch habe ich Schulschwänzer zurück in die Schule gelotst, mit Untersuchungshäftlingen Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt und Arbeitslose zurück in Arbeit gebracht. 


Anja erzählt weiter:  Heutzutage berate ich in der Rehaklinik Menschen und halte Vorträge. Egal was ich gemacht habe: mir war immer wichtig: Nie den Humor verlieren! Eher trockene Themen, wie z.B. Sozialrecht, versuche ich den Menschen mit Spaß nahezubringen. Meinen bald 20-jährigen Sohn habe ich größtenteils alleine großgezogen. Der wird bestimmt bald ausziehen.  Und ich habe gerade eine Trennung hinter mir. 


Isa:
Wow! Du bist ja eine krasse Frau! So viele unterschiedlichen Dinge hast du in diesem Leben schon gemacht! Das ist eigentlich das Ziel meiner Arbeit, Menschen dort hin zu bringen, zu verstehen, dass sie nicht nur 1 Talent haben, sondern dass sie gerne mal in unterschiedliche Berufe reinschnuppern sollen, auch um einfach mal über den Tellerrand zu schauen. Das bringt mich natürlich direkt zu der nächsten Frage:


Isa: Wie kommt es, dass du dann überhaupt noch „Work-Life-Design“ als Bildungsurlaub buchen wolltest?

Anja: Also eigentlich habe ich mich zunächst für die Insel Sylt entschieden. Da wollte ich gerne mal hin. Dann dachte ich mir: ach, das Thema passt auch. So kam das zustande.



Isa: Und dann? Wurden deine Erwartungen erfüllt? Hast du dich gut erholen können? Hast du neue Ideen bekommen?

Anja: Ja, ja, ja!! Ich fand die Methoden toll, die Fragen, die Gruppe, und der ganze Ort war klasse. Allerdings ging meine Heizung nicht… Sonst war aber alles prima. Morgens im Dunkeln bin ich sogar (bei Außentemperatur - 10 Grad) ins Wasser gegangen! So langsam wurde es danach hell, und dann bin ich zum Frühstück. Freiwasser Schwimmen habe ich in der Pandemie begonnen, als Schwimmbäder geschlossen waren.

Isa: Hat es dir im Nachhinein, wenn du jetzt ein halbes Jahr später drauf schaust, etwas gebracht?

Anja: Also, vor Kurzem erst habe ich meinen Brief an mich gelesen, den du uns im Dezember auf Sylt aufgetragen hast. Als ich ihn las, dachte ich nur: boah, krass, das habe ich ja echt alles gemacht, das habe ich schon umgesetzt! Da stand drin: ich soll auf die Bühne! Der "Traumjob meiner vielen Ichs" ergab damals, "Zirkusdirektorin". Im Brief hatte ich mich aufgefordert, meine Talente einzusezten,  z.B. Menschen zum Lachen zu bringen, mit ´ner Band aufzutreten, zu singen - egal was die anderen sagen.  Und tatsächlich, sechs Wochen nach der Zeit auf Sylt kam es dazu. Lustigerweise hatte ich letztes Jahr für dieses Jahr einem öffentlichen Auftritt auf der Bühne zugesagt. Dazu muss ich sagen: Ich bin ja keine ausgebildete Sängerin. Bin dann zum Casting ins Theater und sang „I love Rock&Roll“ zu einem total verstimmten Klavier. 20 Minuten hatte ich dann Zeit zu üben. Perrückenprobe, Maske. Alles ging sehr schnell, und dann war der Tag da. Das läuft dann so, dass du „spontan“ aus dem Publikum gefragt wirst, ob du mitmachen möchtest. Dann schnell umziehen, hinter die Bühne, und 10 Minuten später ging es los! Das Ergebnis war: ich hatte 2 Auftritte nacheinander vor ausverkauftem Haus (über 100 Leute). Es gab Standing ovations. 

Isa: Wie ging es dir auf der Bühne?


Anja: Hat total Spaß gemacht, gerne wieder! Aber da ist schon ein ganz schöner Druck dahinter, du musst immer präsent sein. Singen ist körperlich super anstrengend, das wusste ich gar nicht. Sich den Text zur merken, fiel mir auch echt schwer. Nachdem ich den gefühlt 1000 mal geprobten Song bei der Generalprobe nicht mehr so gut hingekriegt habe, hat bei den Shows dann alles geklappt. Gottseidank! Es hat Mega Spaß gemacht. Auch die Theaterluft zu schnuppern. Und der Applaus. Das war einfach genial.

Isa: Herzlichen Glückwunsch, Anja, wirklich! Tolle Leistung! Hört sich ganz nach "Flow" an..


Anja: Ja, ich mache viele Quatsch-Sachen. Zu meinem 60. Geburtstag habe ich eine E-Gitarre geschenkt bekommen,  es mir selbst beigebracht und drei englische Frauen-Punk-Bands der sogenannten „Unglamourous“ Bewegung zu einem „Festival im Festival“ nach Deutschland geholt. Frauen im Alter von 50, 60 oder 70 Jahren, die Garagen-Punk machen! Da sind Frauen dabei, die 72 sind und bunt gefärbte Haare haben, blinkende Schuhe. Ich habe das ganze Festival dann hier mit Auftritt im Oldenburger "Polyester" komplett alleine organisiert.  Es wurde auch im „Offenen Kanal Oldenburg“ gezeigt. Es war sehr abenteuerlich, das Ganze. Und auch traurig, denn es hat mich an meine Trennung erinnert. Doch dann war ich froh, dass ich mich dort auf meine Stärken konzentrieren konnte. Übrigens erscheint wahrscheinlich Ende des Jahres mein zweites Buch. Mein erstes heißt: "Vorsicht Rutschgefahr".   Ich mache gerne Lesungen und bringe die Leute dabei zum Lachen. Außerdem habe ich in einem Kunstwettbewerb mitgemacht und in einem Kalender erschienen - alles innerhalb von 6 Monaten! 

Evtl. kann ich sogar als Statistin beim Oldenburger Staatstheater mitmachen , wenn ich es denn zeitlich schaffe (haha, da muss ich gerade selber lachen!).  Und nebenbei bin ich berufstätig, hatte ich das eingangs erwähnt?
 

Isa: Was du alles alleine stemmen kannst. Du kannst wirklich stolz auf dich sein!

 Isa: Was möchtest du gerne anderen mitteilen oder mitgeben, die dein Porträt lesen?

AnjaSei mutig, trau dich. Egal, was andere darüber denken! Nicht warten, sondern auf sich selbst vertrauen. Gehe raus der Komfortzone! Warte nicht. Denke nicht darüber nach, was andere sagen! Der Buchtipp von mir: Das Leben ist zu kurz für später - kann ich sehr empfehlen. Eine Frau in dieser Band ist kürzlich verstorben. Herzstillstand. Da fehlte plötzlich jemand. Mach es jetzt! Du musst nicht alles alleine machen. Bitte um Hilfe. Mach z.B. einen tollen Bildungsurlaub bei Isa Zöller, es lohnt sich! 😊


Isa: Schönere Abschlussworte als "Das Leben ist zu kurz für später" kann es wohl kaum geben. Ich danke dir, liebe Anja, für dieses tolle offene Gespräch. Ich bin mir sicher, du wirst sehr inspirierend für unsere Leser:innen sein. 

 Ich wünsche dir, dass du genau so weiter machst!

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